Aus meinem Zyklus - Ich bin...
Ich bin eine Klobrille
Unter sehr sauberen Bedingungen
wurde ich einst aus Plastik in einem
der modernsten Werke hergestellt.
Danach kam ich in toller Verpackung
zum Verkauf.
Um mich herum lagerten nur die
besten und saubersten Waren
für mich war es ein Gefühl des
Wohlfühlens.
Aber auch der Erwartungen,
man kann ja nicht ahnen
was auf einen alles zukommt.
Eines Tages musste ich dann meinen
angestammten Platz leider verlassen,
so eine aufgetakelte ältere Lady meinte,
ich würde in ihren Haushalt passen -
so wie sie aussah, konnte ja nur
gutes auf mich zukommen.
Ich hatte nun endlich meine
eigene Familie, wo ich mich endlich
wohlfühlen konnte.
Nachdem man mir die Verpackung
vom Leib gerissen hatte, wurde
ich – auf der Gästetoilette montiert!
Dort begann eine recht
langweilige Zeit für mich.
Wann kam denn mal wer?
Aber im Lauf der Zeit haben
sich dann doch einige
Hinterteile auf mich gequetscht.
Was ich da alles sehen und
vor allen Dingen riechen konnte…
Leute, ihr glaubt es kaum.
Kamen Frauen, war fast immer alles o.k.
wenn aber junge Mädchen kamen
war es nicht immer angenehm für mich.
Die gingen mit mir um als wäre
ich ein einfaches gewöhnliches Stück Plastik
mit der Sauberkeit war es auch nicht weit her -
die haben noch viel zu lernen.
Wirklich leiden musste ich bei den Männern.
Den Deckel machten sie ja noch auf,
die Brille aber ließen sie immer unten.
Da habe ich Erlebnisse genossen.
Wenn ich nass wurde, waren es bestimmt
keine Tränen von mir.
Die Kerle waren einfach zu faul
sich auf mich zu setzen.
Einer, an den ich mich besonders erinnern kann
hat versucht, während seines Geschäftes
mit dem Strahl Fliegen zu treffen –
ein anderer zählte doch tatsächlich
beim Pinkeln die Blasen.
Der tollste Typ aber war wohl ein sehr zerstreuter:
Er öffnete den Hosenschlitz,
nahm seine Krawatte in die Hand und -
pinkelte sich in die Hose.
Ich könnte ganze Werke darüber schreiben.
Eine wesentliche Erfahrung anderer Art aber
habe ich auch noch gemacht:
Es ist doch ein recht beschissener Job
den ich tagtäglich ausüben muss.
Inzwischen habe ich auch keine Lust mehr.
Wenn man nicht regelmäßig gesäubert und
gepflegt wird, wird es in diesem Job
sehr unangenehm.
Wer sich nicht einmal den Hintern
vernünftig säubern kann -
kann man von dem erwarten
dass er mich pflegt?
Wie gesagt:
Im Moment kommen beschissene
Zeiten auf mich zu ...
Richard von Lenzano
©2020 - 08